GEOBASICS

Im "Buch der Natur" zu lesen, war im 17. und 18. Jahrhundert eine weit verbreitete Metapher. Gerade die Erforschung der Erdgeschichte konnte dieser Idee besonders wörtlich folgen, indem sie Schichten oder Schiefer tatsächlich Seite für Seite nach Spuren absuchte. Dennoch war und ist es auch heute noch eine große Herausforderung, die aus der Vergangenheit überlieferten Zeichen zu deuten.

Ölschiefer des Oberen Lias, Hohlweg in Hetzles (Lkr. Forchheim, Oberfranken)


001- 2018 05 24 - Lesesteine in Feldern (1)

In vielen Feldern sind Lesesteine zu finden, oft auch interessante, mitunter auch skurrile. Jedenfalls kommen immer wieder Leute mit aufgesammelten Stücken in die NHG Nürnberg und fragen, was das sein könnte. Aber selbst nach langer Erfahrung sind auch wir mitunter ratlos.

Alles, was im Boden oder auf der Geländeoberfläche liegt, ist der Verwitterung ausgesetzt. Im Laufe der Zeit sammeln sich so immer mehr relativ robustere Gesteine an: vor allem Gesteine mit Eisenverbindungen, Verkieselungen und quarzhaltige Komponenten sind darunter. Die Stücke können mit der Zeit alle möglichen, mitunter skurill erscheindene Formen annehmen. Zur Überformung kann auch Windschliff beigetragen haben: in den eiszeitlich auch bei uns vorkommenden Kältewüsten sind viele Gesteine von dem über den Boden geblasenen Sand gestaltet worden. Manche Windkanter können an vorgeschichtliche Werkzeuge erinnern.

Lesesteinfunde müssen nicht immer aus dem im Untergrund anstehenden Gestein (1) stammen - auch wenn das häufig der Fall ist. Unter bestimmten Bedingungen können feste Partikel auch erst im Boden entstehen (2): vor allem an Eisen reiche Ausfällungen ("Raseneisenstein") oder kleinere Eisen-Mangan-Partikel stammen aus solchen im Boden möglichen Prozessen. Besonders entlang von Tälern findet man auch auf den Höhen Flussgerölle aus mehr oder weniger verstreuten alten Flußablagerungen (3). Bei der im geologischen Zeiträumen erfolgenden Erniedrigung der Landschaft werden zwar ganze Gesteins-Formationen zerstört, aber es können dennoch verwitterungsstabile Gesteins-Komponenten in mehr oder weniger konzentrierten Ansammlungen erhalten bleiben (4). Nicht auszuschließen sind Funde kosmischen Material (5) - allerdings muss man sich im klaren sein, dass Meteoriten äußerst selten sind. Da eisenreiche Gesteine besonders robust und zugleich auch auf der Erde sehr häufig sind, werden derartige Lesesteine allzu oft gerne als Teile von Meteoriten angesehen. Allerdings ist mir aus meiner eigenen Erfahrung kein Fall bekannt, in dem das tatsächlich zutreffend war. Zuletzt ist die "Verschmutzung" der Felder durch vom Menschen eingetragenes Material mitunter ganz erheblich (6). Entsorgter Bauschutt, oder von den Traktoren mit ihren profiltiefen Reifen verschleppter Wegschotter sind besonders häufig. Aber man kann auch immer damit rechnen, Reste vorgeschichtlicher Kulturen zu finden.

Mitunter erschweren Lesesteine die Feldbearbeitung erheblich - Lesesteinhaufen an den Rändern zeugen davon, dass sie von den Landwirten systematisch aufgesammelt wurden. Die Lesesteine bei Greuth (südl. Nürnberg) sind vor allem aus alten Flußablagerungen zusammmengesetzt. .

Quarzitische Gesteinsblock - vermutliche Reste einer tertiärzeitlich im Boden enstandenen Kieselkruste - mit charakteristischem, mehrseitigen Windschliff. Ein unmissverständliches Zeugnis eiszeitlicher Kältewüste. Fundort: N-lich Greuth (bei Nürnberg).

ACHTUNG: Betreten Sie bitte keine Felder während der Vegetationsperiode!