Hofbauer, Gottfried (2022): Kommentar zu Anke Tietz Wissen, Material und Praktiken in den
Geowissenschaften der Frühen Neuzeit 2021.
- www.gdgh.de/Berichte/b21
(4. Januar 2022).
Kommentar zu Anke Tietz Wissen, Material und Praktiken in den
Geowissenschaften der Frühen Neuzeit 2021.
Gottfried Hofbauer, Erlangen (D/Germany)
Während Fossilien schon im 17. Jahrhundert intensiv als "Figurensteine" gesammelt wurde, begann man sich für "normale" Gesteine erst etwa Mitte
des 18. Jahrhunderts zu interessieren.
Erst zu dieser Zeit wurden der Aufbau der Gebirge und die Entstehung der Gesteine zu theoretischen Problemen einer frühen Geologie.
Zum Inhalt
Geologische Sammlungen können grundsätzlich nach Fossilien, Mineralien und Gesteinen unterteilt werden. Während Fossilien und Mineralien
schon im 17. Jahrhundert auch wegen ihrer oft spektakulären Erscheinung gesammelt wurden, erwachte das Interesse an Gesteinen erst zu einer Zeit,
in der diese aufgrund theoretischer Fragen interessant wurden. Die Verteilung der Gesteine auf der Erdoberfläche
wurde nun als Grundlage einer naturgeschichtlichen Rekonstruktion der Erdgeschichte angesehen. Zugleich mussten die Gesteinsproben nun auch
geographisch und strukturell genau verortet werden - das zu jener Zeit wohl treffendste Beispiel ist die Beprobung des Montblanc-Gipfels im Jahr 1786,
die wesentlich dazu beitrug, den Granit als Kern der Gebirge anzusehen.
Jüngst - 2021 - hat die Wissenschafts-Historikerin Anke Tietz (Görlitz) ein Buch zur frühen Geschichte der geologischen Sammelungs-Praxis geschrieben.
Sie folgte einem geologisch interessierten Gutsherrn, Adolf Traugott von Gersdorf (1744-1807), auf seinen Reisen, insbesondere einer längeren Reise
in die Schweiz. Dabei versucht de Autorin, die mit der Sammlung verbundende Kommunikation und deren Bedeutung für die Entwicklung geologischer
Vorstellungen zu erfassen. Dieser Ansatz ist auch Thema eines akutellen DFG-Projekts.