Hofbauer, G. & Arbeitsgruppe NHG Nürnberg (2005): Alte Flußschotter und Restschutt westlich Nürnberg. - www.gdgh.de/berichte/b05 (10. Oktober 2005)

Alte Flußschotter und Restschutt westlich Nürnberg
Arbeitsgruppe der NHG Nürnberg: Rudolf Biemann, Theodor Ettner, Christof Gropp, Winfried Hartwig, Volker Horl, Elsbeth Igelhaut, Bernhard Jung, Wolfgang Kitz, Jürgen Klein, Franz Klement, Hermann Schreiber, Werner Straußberger, Bruno Westhoven
Leitung und Bericht:Gottfried Hofbauer
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Kurzfassung

Abb.: Jurafossilien aus dem Restschutt um den Erlberg, E-lich des Heidenberges (Sammlung Straußberger)

1. Ziel

Für das Gebiet im SW von Nürnberg liegen zwar vollständig Geologische Karten des Bayerischen Geologischen Landesamtes im Maßstab 1:25000 vor (BERGER 1965, 1967), aber landschaftsgeschichtlich relevante Informationen sind in diesen Karten im allgemeinen nur lückenhaft verzeichnet. Das Ziel der von der Arbeitsgruppe unternommenen Geländebegehungen war daher eine erste Sondierung von Spuren alter, hochgelegener Flußterrassen und dem sogenannten Restschutt.

2. Zwei unterschiedlichen Typen von Ablagerungen

2.1. Reste von Flußschottern sind in der Regel einfach erkennbar. Nur in Fällen, in denen lediglich eine dünne, ausschließlich aus Quarzgeröllen komponierte Streu angetroffen wurde, mußte damit gerechnet werden, daß es sich möglicherweise um Lesedecken aus den im Untergrund anstehenden Keuper-Sandsteinen handelt. Die Keuper-Sandsteine führen oft reichlich Quarzgerölle, so daß eine Entscheidung darüber, ob es sich um Reste landschaftsgeschichtlich relevanter Anschwemmugen von Flüssen des Tertiärs oder Quartärs handelt, in manchen Fällen nicht möglich war.

2.2. Eine andere Kategorie landschaftsgeschichtlich relevanter Ablagerungen ist der sogenannte Restschutt. Dieser Begriff wurde erstmals von KRUMBECK in den Erläuterungen zur GK25 Erlangen-Nord (1931, S: 35f.) verwendet: "Er wird gebildet von sehr alten Restgesteinen, die mit den schuttliefernden Muttergesteinen bodengestaltlich meist nicht mehr zusammenhängen und in langen Zeiträumen, wo diese fortschreitend abgetragen wurden, auf immer ältere Horizonte abgewandert sind [...]". Allerdings liefern nicht alle Schichtglieder des fränkischen Mesozoikums derart erhaltungsfähige Komponenten. Als besonders resistent erweisen sich eisenoxid-reiche Gesteine des Doggersandsteins (Dogger beta), gelegentlich auch des Arietensandsteins (Lias alpha3) und - wo sie zur Ablagerung kamen -, quarzitische Sandsteine des untersten Lias ("Angulatensandstein").

3. Ergebnisse

3.1. Das Restschuttvorkommen am Erlberg


HANS SCHERZER hat in seiner Geologisch-botanischen Heimatkunde von Nürnberg und Umgebung (1921, S. 146) offenbar als erster ein Restschutt-Vorkommen erkannt und bekannt gemacht: "Nun fand ich auf einer Burgsandsteinhöhe des Heidenberges (auf Punkt 401 zwischen Uigenau und Ungertal) massenhaft auch Braunjuragerölle (stammend aus dem harten Eisenoolithflöz des Eisensandsteins, Dogger beta) und dazu noch wohlerhaltene Versteinerungen ("Goldschneckeln") aus dem Schwarzen und Braunen Jura (Amaltheus costatus, Ammonites aalensis, opalinus u.a.). Für einen Geologen ein eigenartiger Reiz, auf Burgsandstein Jurafossilien sammeln zu können, Fossilien aus einem Gebirge, das viele Kilometer weit entfernt in blauem Bogen um die Sammelstelle zieht!"

3.2. Ein neues Restschuttvorkommen bei Kleinabenberg

Ein hoher Anteil von Doggersandstein-Grobkomponenten, teilweise mit Spuren von Flußtransport und mit anderen Geröllen verknüpft, konnte unmittelbar am E-Rand von Kleinabenberg gefunden werden.

3.3. Restschuttvorkommen mit Angulatensandstein

Angulatensandstein-Restschutt war in der Umgebung von stark abgetragenen Zeugenbergen zu finden. Der Angulatensandstein verliert jedoch SW-lich Nürnberg vermutlich schon mangels durchgehend mächtiger Ablagerung an Bedeutung.

3.4. Verbreitung des Restschutts und hochgelegener Schotterreste

Die Verbreitung solcher Relikte konnte bereichsweise auskartiert werden.

3.5. Landschaftsgeschichtliches Fazit

Die Rhät-Zeugenberge um Kammerstein und Abenberg liegen im Bereich tektonischer Anomalien, die als relativ enge Mulden entwickelt sind (vgl. die Streichkurvenkarten bei BERGER 1965, 1967 bzw. FREYBERG 1969). Die Erhaltung der Schichten im Bereich dieser Zeugenberge ist somit in lehrbuchhafter Weise strukturell bedingt: Die in der Umgebung der Mulden höher gelegenen Stufenbildner wurden früher von der Abtragung erfaßt, wodurch in der Folge auch die darunter folgenden Sockelbildner rasch denudiert werden konnten - währenddessen wurden die in Muldenposition liegenden Schichtfolgen nur wenig angegriffen, so daß dort Zeugenberge erhalten werden konnten.

Die Konzentration von Doggersandstein- bzw. Angulatensandstein-Komponenten um die Zeugenberge belegt deren alte Anlage und damit auch ein entsprechend hohes Alter der tektonischen Strukturen, denen sie ihre Erhaltung verdanken.