Hofbauer, Gottfried (2004): Die Sande zwischen Röttenbach und Dechsendorf
(westlich Erlangen/Nordbayern) sind fluviatile Sedimente. -
www.gdgh.de/berichte/b04 (22. Februar 2004)
Die Sande zwischen Röttenbach und Dechsendorf (westlich Erlangen/Nordbayern) sind fluviatile Sedimente
Gottfried Hofbauer, Erlangen (D/Germany)
Kurzfassung
Abb.: Die schrägggeschicheten Sande führen auch größere Stücke aus Lias-Sandstein (Angulatensandstein).
Dies steht im Gegensatz zu einer vor einigen Jahren veröffentlichten "Neubewertung", die diese Sedimente nicht als junge Flußablagerungen,
sondern als in-situ zersetzten Keupersandstein darstellte.
Im Bereich der GK25 Röttenbach hatte bereits HAARLÄNDER (1966) einen von NW nach SE über Dechsendorf zum Regnitztal hin
verlaufenden Sandzug auskartiert. HAARLÄNDER (1966, S. 31f.) interpretierte diese Ablagerungen als Reste eines
alten Nebenflusses einer damals noch nach S entwässernden Regnitz, obwohl dieser Nebenfluss selbst heute
nicht mehr existiert.
In einer neueren Arbeit (LÜTTIG 1997) wird die Interpretation HAARLÄNDERS in mehrfacher Weise in Frage gestellt:
der Autor leugnet nicht nur die ehemalige S-Entwässerung des Regnitzsystems, sondern korrigiert ganz konkret auch
die Deutung des Sandzugs als eine erdgeschichtlich junge Flussablagerung.
Während der erste der beiden Aspekte komplex ist und eine auf vielen anderen Aspekten beruhende Interpretation darstellt,
sollte die Frage nach dem Ablagerungsmechanismus und dem - zumindest relativen - Alter einer konkreten Formation aber definitiv
zu bestimmen sein.
Während LÜTTIG für die unter seine Regie vorgenommene Kartierung den Einsatz von Bohrstöcken hervorhebt und in diesem Zusammenhang
methodologische Vorbehalte gegen HAARLÄNDER äussert, hatte jener zur Zeit der Kartierung Aufschlüsse mit einer Tiefe bis zu 8 m zur Ansicht
HAARLÄNDER 1966, S.31). Im Frühjahr 2003 war am westlichen Ortsrand von Dechsendorf im Zuge einer Bauland-Erschließung erneut
ein großer Aufschluß vorhanden. Hier liess sich eindeutig belegen, dass es sich bei den Sanden nicht einfach nur um
in seiner Kornbindung gelockerten Keupersandstein handeln kann, denn die Sedimente führen auch Komponenten jüngerer erdgeschichtlicher
Formationen (v.a. aus dem marinen Lias). Im Zusammenhang mit den aufgeschlossenen Sedimentstrukturen lassen sich die Sande als eine
erdgeschichtliche junge Flußablagerung (vermutlich Pleistozän) bestimmen.
Der hier vorgestellte Fall ist auch methodologisch bemerkenswert: ein international hoch angesehener Geologie-Professor revidiert -
auch noch unter ausdrücklicher methodologischer Kritik an seinem Vorgänger (einem als Geologen ausgebildeten Gymnasiallehrer) - eine bereits etablierte und offensichtlich
auch zutreffende Interpretation.