Hofbauer, Gottfried(2009): Wachstum und Konzentration von Kalifeldspat-Großkristallen im Redwitzit bei Marktredwitz (Fichtelgebirge, Oberfranken) und dem Monte-Capanne-Granit (Elba). - www.gdgh.de/Berichte/b14 (31. Dezember 2009).

Wachstum und Akkumulation von Kalifeldspat im Redwitzit bei Marktredwitz (Fichtelgebirge, Nordbayern) und dem Monte-Capanne-Granit (Elba Italien)
Gottfried Hofbauer, Erlangen (D/Germany)
unter Mitarbeit von von Rudolf Biemann, Albert Eberle, Hermann Eschenbacher, Susanne König, Norgard Mühldorfer, Hans Stuhlinger, Werner Straußberger und Martin Weber (Ludwigstadt)
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Kurzfassung

Abbildung: Kalifeldspat-Akkumulation um einen dunklen Redwitzit-Einschluss. Ein solches Gefügebild geht zwar von einer magmatischen Kristallisation aus, ist aber nicht mehr deren unmittelbares Ergebnis. Sekundäre Anreicherung der kristallisierten Feldspäte, Zerbrechen (Kataklasis), Drucklösung sowie Neu- und Weiterwachstum dürften dabei eine Rolle gespielt haben. Zudem ist die Frage, wie der einzelne Feldspat in die Mitte der Redwitzit-Scholle gelangt ist: wurde er von außen hineingedrückt oder handelt es sich um eine Sprossung innerhalb des Redwitzits? Die Geländebefunde geben auf solche Fragen nicht in jeder Situation eine klare Antwort - bedenkt man die möglichen Prozesse, dann ist es mitunter klug, sich vor einer zu raschen Festlegung zu hüten.
(Felsblock auf dem Gelände bei der Ausfahrt Marktredwitz-Süd (A93 Regenburg-Hof), westl, der Autobahn)

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren viele Geologen der Meinung, Granite würden vor allem durch Sprossung (Blastese) von Feldspäten in festen Gesteinen entstehen. Diese Vorstellung wurde dann vom Konzept der magmatischen Entstehung abgelöst: Granite, und mit ihnen die Feldspäte, kristallisieren demnach - zumindest überwiegend - aus abkühlenden Magmen in der oberen Erdkruste.

Auch wenn die magmatische Entstehung der Feldspäte sicher in den allermeisten Fällen zutrifft, begegnet man doch hin und wieder Erscheinungen, die sich mit dem einfachen Bild einer auskristallisierten Schmelze nicht auf Anhieb erklären lassen. Eine besondere Herausforderung stellen ungewöhnlich dichte Feldspat-Akkumulationen und das Vorkommen von Feldspatkristallen inmitten von Gesteinseinschlüssen dar.

Eine vergleichende Betrachtung des Redwitzits und des Monte-Capanne-Granits zeigt in beiden Fällen die Existenz von mehr als einer Feldspat-Generation. Gegen Ende der Kristallisation können fluidreiche Schmelzen oder wässrige Fluide - und mit ihnen die Blastese von Feldspat im bereits weitgehend immobilen Kristallbrei - durchaus eine Rolle spielen. Fremdgesteinseinschlüsse werden zusammen mit Feldspatgroßkristallen aus mechanischen Gründen in mobilen Zonen und am Rand des Plutons akkumuliert, wobei es an den Einschlüssen zum Stau von Fluiden und massivem Feldspatwachstum kommen kann.

Abbildung: Nahansicht der beiden Feldspat-Generationen. Die Großkristalle der ersten Generation sind morphologisch deutlich von der Matrix abgegrenzt und zeigen eine tendenzielle Ausrichtung nach links oben. Die Feldspäte der zweiten Generation (teilweise blau umrissen) sind morphologisch wesentlich undeutlicher und gehen zum Teil nahezu kontinuierlich in die Matrix über, die selbst ebenfalls durch dichtes Feldspatwachstum der zweiten Generation überprägt ist (Capo-Sant Andrea, Elba).

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Growth and accumulation of K-feldspar in the redwitzite of Marktredwitz (Fichtelgebirge, Northern Bavaria) and the Monte-Capanne-Granite (Elba, Italy)
Abstract
In the eyes of many geologists some decades ago, the origin of granites was mostly a matter of feldspar blastesis in massiv rocks. Later, the magmatic origin of granites replaced the idea of blastesis, now seeing the granites as magma chambers which were crystallized inside the upper crust of the earth.

Although the magmatic origin of feldpar in most cases seems to be the right explanation, one can find phenomena which are not easy to reconcile with the simple picture of a crystallized melt. Special problems are extraordinary dense accumulations of feldspar and the occurence of feldspar-crysts inside enclaves.

In comparison, both the redwitzite and the Monte-Capanne granite reveal the existence of more than one generation of feldspar growth. Near the end of crystallisation, melts rich in fluids or pure fluids may be important, and inside the immobile crystal mush blastestis of feldspar is possible. Enclaves are sampled together with megacrysts in mobile parts or near the border of the pluton by mechanical grounds. Because of their low permeability, enclaves are obstacles for fluids, promoting growth of massiv feldspar rims.

Fig. 1: F-feldspar accumulation around a dark redwitzite enclave. Textures like that are derived from magmatic crystallisation, but were no more its immediate result. Secondary accumulation of crysts, fragmentation (cataclasis), pressure solution and continuing growth may have been important. The single feldspar in the center of the enclave rises the question about its origin: was he indentet from the outside or could he have grown by blastesis inside the redwitzite? Observations in the field are not always clear enough for a definite explanation - resuming the possible processes tells one to keep sometimes beware of prompt explanations. - Boulder at the field west of the A93, exit Marktredwitz.Süd.

Fig. 2: Enlarged view on both generations of feldspar. The megacrysts of the first generation are clearly distinguishable from the matrix, being in alignment to the upper left corner of the picture. Feldspars of the second generation (partly marked by blue lines) are not clear distinguishable and some arise in the matrix nearly continuous. The matrix itself is also marked by dense feldspar growth of the second generation.

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