Hofbauer, Gottfried (2007): Die Entstehung der Aisch und junge Krustenbewegungen im Fränkischen Schichtstufenland - www.gdgh.de/Berichte/b11 (5. Januar 2007).

Die Entstehung der Aisch und junge Krustenbewegungen im Fränkischen Schichtstufenland
Gottfried Hofbauer, Erlangen (D/Germany)
mit Unterstützung durch Kurse mit der ARGE REGEO Erlangen und der NHG Nürnberg
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Kurzfassung
Dier Lauf der Aisch ist blau markiert

Umfangreich erhaltene Flussgerölle auf der Wasserscheide zwischen Aisch und Aurach sind ein Indiz dafür, daß der Bereich der Aisch - vor der Entstehung des heutigen Tals - von nach Südosten laufenden Flüssen gequert wurde. Die Oberläufe dieser Flüsse dürften heute durch Steinach und Laimbach repräsentiert werden , dazu kam vermutlich ein drittes, weiter westlich aus dem Bereich der späteren "Bucht von Neustadt/Aisch" kommendes Gewässer.

Die Schotter sind durch einen hohen Anteil an Liassandstein (Angulatensandstein des Unteren Lias) gekennzeichnet, wodurch nicht nur ihr hohes Alter, sondern auch der Aufbau der Landschaft entlang dieser damals zur Donau entwässernden Täler sichtbar wird. Die Angulatensandstein führenden Schotter lassen sich in einer dichten Folge erhaltener Vorkommen entlang der Aurach bis zum Regnitztal nachweisen. Dort liegen sie im Niveau der so genannten "Greuther Terrasse", die mit ihrer aus dem Frankenwald kommenden Geröllführung ebenfalls die Zugehörigkeit zu dem südlichen Abflußsystem unterstreicht.

Die Entstehung der Aisch ist sehr wahrscheinlich nicht durch eine einfache, rückwirkend von der Regnitz ausgehende Anzapfung erfolgt. Besonders der Mittellauf der Aisch, aber auch Bereiche des Ober- wie Unterlaufs, sind durch engräumige tektonische Verstellungen charakterisiert, deren geologisch junges Alter durch ein nahezu perfektes Zusammenfallen von tektonischer Struktur und Oberflächenform zum Ausdruck kommt. Die gleichzeitige Bildung der Aischfurche und südlich davon des Kästeler Sattels ist dabei besonders zuverlässig zu rekonstruieren. Auch die Bedeutung, die diese Tektonik für die Anlage der Aisch quer zu der bis dahin etablierten, nach Süden zur Donau gerichteten Entwässerung hatte, geht aus dieser Situation deutlich hervor.

Aischfurche und Kästeler Sattel können als Teil der bis nach Nordwürttemberg nachweisbaren Fränkischen Furche gesehen werden. Hinweise auf junge Aktivität entlang dieser Zone wurden erst vor kurzem für die Region Kirchheim/Jagst aufgezeigt (Simon 2005). Weitere Hinweise für Bewegungen lassen sich auch in der Bucht von Neustadt/Aisch finden, insbesondere an ihrem Südrand zur Frankenhöhe. Ihre Beteiligung an der Entstehung der Bucht ist hier ebenfalls wahrscheinlich. Nach NE hin lassen sich die Bewegungen an der Fränkischen Furche bis nahe zum Regnitztal nachweisen, wo der "Röttenbacher Sattel" ebenfalls eine junge Aufwölbung darstellt. Es gibt darüber hinaus Hinweise, dass solche jungen tektonischen Bewegungen auch in anderen Bereichen des Fränkischen Schichtstufenlandes wirksam waren.

Aus den erhaltenen Ablagerungen wie den morphologischen Formen sind die Bedingungen für eine Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung eng gezogen. Der durch die tektonischen Umgestaltungen unterstützte Anschluß des Aischgebietes an Main und Rhein führte zur keilförmigen Rückverlegung der Keuperstufe und so zur Entstehung der Bucht von Neustadt/Aisch. Im gleichen Zeitabschnitt wurde der Rand der Liasvorkommen von der Steinach bis nahe zur Regnitz zurückversetzt. Der Beginn dieser Umgestaltungen fällt also mit der Umkehr des Regnitzsystems zusammen - nach jüngeren Arbeiten müsste dies in einem noch nicht näher bestimmten Zeitraum vor 1-2,5 Millionen Jahren gewesen sein.